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Bibbiena

Das 12.000-Einwohner-Städtchen Bibbiena, auf einem Hügel mit schönem Blick über die Einmündung des Archiano in den Arno gelegen, ist das wirtschaftliche Zentrum des Casentinos, jenes unberührt-romantischen Tals in der Abgeschiedenheit Mittelitaliens. Wer Ruhe und noch etwas vom ursprünglichen Italien sucht, findet beides in der geschlossenen Altstadt, in der enge Gassen, alte Kirchen und wundervoll restaurierte Palazzi der Familie Dovizi das Stadtbild dominieren.

Von so untergeordneter Rolle wie man meinen könnte, ist und war Bibbiena keineswegs: Die Stadt fand bereits in den Werken von Ariost und Dante Erwähnung und gilt auch heute noch als wichtiger Wallfahrtsort. Neben den pittoresken Kirchen, die so manches Kunstwerk beherbergen, ist ein Punkt von besonderer Anziehungskraft: Santa Maria del Sasso, eine Wallfahrtskirche, die sich auf einem bereits vom antikem Marienkult verehrten Felsbrocken, dem Sasso, befindet. Genaugenommen gibt es auf und um den Sasso drei Kirchen, die allesamt äußerst bemerkenswerte Kunstwerke der Renaissance beherbergen. In der oberen Kirche etwa findet sich die „Madonna del Sasso“ von Bicci di Lorenzo neben Werken von Fra Paolino del Signoraccio, Ligozzi und Ludovico Buti und der Assunta von Fra Paolino und Fra Bartolomeo. Eine zweite Kirche beherbergt ein Gemälde Lappolis; eine dritte an der Basis des Felsens die „Madonna del Buio“, die Madonna der Dunkelheit, eine Holzskulptur aus der Schule Donatellos.

Casentino-Tal

Casentino-Tal ©iStockphoto/Atum85

Auch die nähere Umgebung Bibbienas ist reich an Stätten des geistlichen Lebens. So lockt das etwa 20 Kilometer entfernte Camaldoli in den bewaldeten Bergen des Casentinos Gläubige wie Geschichtsinteressierte in die jahrhundertealten Klöster der Umgebung. Als kleiner Geheimtipp gilt übrigens die Apotheke des Monastero di Camaldoli: Neben wohlriechenden Salben und Marmeladen aus eigener Produktion erhält man hier verschiedene Tees und nach traditionellen Rezepten gebrannte Kräuterliköre. Auch ein Ausflug zum Kloster La Verna, berühmte Wallfahrtsstätte und spätes Zuhause von Franz von Assisi, oder nach Poppi, der kleinen mittelalterlichen Stadt mit ihren hübschen alten Bogengängen und dem Castello Romena (das schon Dante Alighieri beherbergte) lohnt sich in jedem Fall. Dass man in Bibbiena neben dem geistlichen auch das weltliche Leben und seine Annehmlichkeiten sehr schätzt, beweist neben schönen kleinen Restaurants mit typischen Gerichten der Gegend auch einer der Söhne der Stadt: Bernardo Dovizi da Bibbiena war im 15./16. Jahrhundert nicht nur Spross der bekannten Dovizi-Familie sondern auch Kardinal, Sekretär von Papst Leo X., darüber hinaus auch Freund des Malers Raffael und Verfasser der so bekannten wie zügellosen Komödie „Calandra“.

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